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Entstehungsgeschichte des ATV-Relais HB9EBS
Hinweis: Dieser Artikel liegt auch als PDF-Datei vor und kann hier heruntergeladen werden.Die Idee, ein automatisches ATV-Relais auf einem Aussichtspunkt zu installieren, war nicht neu. Doch oft scheiterten ähnliche Projekte an finanziellen Mitteln, technischem Know-how, geeigneten Rahmenbedingungen, realistischen Konzepten und vor allem am Durchhaltevermögen der Beteiligten. Gute Beziehungen zu den Standortinhabern und eine Portion Glück waren ebenfalls entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung eines solch anspruchsvollen Vorhabens.
Die Idee, ein ATV-Relais in der Region Basel zu errichten, entstand im Juni 1994 während der Her(t)z-Messe auf dem Sendeturm St. Chrischona bei Bettingen. Mit einer Höhe von 250 Metern bot dieser Turm ideale Voraussetzungen für eine Relaisstation. Erst im März 1997 gründeten die Funkamateure HB9CWX (Rolf), HB9DIO (Urs) und HB9EAO (Hans) die Amateurfunkgruppe Multimedia Basel und übernahmen das Rufzeichen HB9EBS von der damaligen Telecom Basel.
Nach positiven Abklärungen zu Frequenzen und Standort schien die Umsetzung auf dem Chrischona-Turm greifbar nah. Anträge wurden bei der USKA (Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure) und der Regulierungsbehörde eingereicht. Bereits zwei Monate später erteilten wir von der USKA eine Genehmigung. Dennoch warteten die Funkamateure mit Investitionen, da die endgültige Freigabe der 10-GHz-Frequenz durch das BAKOM noch ausstand. Diese Vorsicht erwies sich als richtig: Im August 1998 wurde der Antrag trotz mehrfacher Bemühungen endgültig abgelehnt. Diese Entscheidung war ein schwerer Rückschlag, da sie direkt mit dem Standort St. Chrischona zusammenhing.
Ein Alternativstandort musste gefunden werden. Nach gründlicher Analyse entwickelte HB9DIO/Urs ein neues Konzept für den Standort Eggfluh bei Grellingen. Dieser bot einige Vorteile, darunter eine 360-Grad-Abstrahlung und unabhängigen Zugang zur technischen Anlage. Allerdings war der Montageaufwand wegen des 50 Meter hohen Antennenmasts erheblich.
Trotz der Herausforderungen setzten die Funkamateure ihren Plan mit Entschlossenheit um. Ein neuer Frequenzantrag wurde am 12. August 1998 eingereicht, und am 7. Oktober 1998 folgte die Genehmigung durch das BAKOM. Nach Verhandlungen wurde auch die Standortnutzung mit dem Standortinhaber vertraglich geregelt.
Die technische Umsetzung begann mit dem Bau einer 10-GHz-Hohlleiterschlitz-antenne. HB9DIO/Urs übernahm die technische Leitung. Am 3. April 1999 starteten die Installationsarbeiten. Unterstützt von HB9CWX (Rolf), HB9DIK (Klaus), HB9NBA (Stefan) und DK9GO (Otto) wurden zahlreiche Kabel verlegt. Am 9. April 1999 erfolgte die anspruchsvolle Montage der Antennen in 52 Metern Höhe.
Die erste Übertragung auf 10,378 GHz gelang am 19. April 1999. Nach weiteren Tests war die Anlage trotz schwieriger Wetterbedingungen im Juni voll funktionsfähig. Bis August wurden zusätzliche Verbesserungen integriert, darunter die Steuerung von Tonunterträgern und Programmumschaltung per DTMF. Eine besondere Attraktion war der Amateurfunk-Teletext, der über handelsübliche Fernseher abrufbar war.
2008 wurde der Antennenmast gegen einen höheren Gittermast ersetzt, was einen aufwendigen Umzug mit sich brachte. 2014 erfolgte die Integration von Hamnet und die Erweiterung um einen DATV-Sender sowie die Einführung der digitalen Betriebsart D-Star. Die Anlage wurde kontinuierlich modernisiert. Doch 2017 musste der Standort Eggfluh wegen auslaufender Verträge aufgegeben werden. Ein Ersatzstandort konnte nicht gefunden werden, und die Relaisstation wurde am 13. Oktober 2017 stillgelegt und demontiert.
Mit dem technologischen Fortschritt und den Möglichkeiten des Hamnet entstand ein neues digitales ATV-Multimedia-Konzept. Trotz Corona bedingter Schwierigkeiten wurde das neue Relais am 9. Juli 2020 in Münchenstein BL in Betrieb genommen.
Die Amateurfunkgruppe Multimedia Basel engagierte sich weiterhin für die Förderung von ATV und wünschte allen Funkfreunden guten Empfang von Bild und Ton aus der Region Basel.